Frank Neuhaus: Glaube zu 100% an den Klassenerhalt!
Seit März 2014 hat die BSG Wismut
Gera eine neue Führungsspitze. Von den vier ehrenamtlichen
Vorstandsmitgliedern, die in einer schwierigen Phase Verantwortung beim
Traditionsverein übernahmen, ist 24 Monate später neben dem 1. Vorsitzenden
Volker Fiedler auch Frank Neuhaus weiterhin im BSG-Vorstand aktiv. Als 2.
Vorsitzender zeichnet sich Neuhaus für die Themen Öffentlichkeitsarbeit,
Marketing und Sicherheit verantwortlich. Vor den anstehenden Wahlen fragten wir
den Unternehmer zu seiner aktuellen Sicht auf die vielfältigen Themen im Umfeld
des Oberligisten.
Zumindest der Abriss des Verwaltungstraktes im Stadion am Steg erfolgte
rasch. Derzeit beginnt der Neubau. Ist heute schon realistisch abzusehen, wenn
im Stadion am Steg wieder gespielt werden kann?
Frank Neuhaus: Wenn alles nach Plan verläuft, können wir mit dem Auftakt
zur Rückrunde der Saison 2016/17 wieder im Stadion am Steg spielen. Insgesamt
bin ich in Bezug auf den Stadionneubau sehr zuversichtlich. Dank unserer
Sponsoren wird der Neubau weiter aufgewertet. So werden wir u.a. eine
vollelektronische Anzeigetafel, die Ausstattung der Vereinsgaststätte sowie
eine Flutlichtanlage auf dem Platz 3 durch die Hilfe unserer Partner realisieren
können. Hierzu wird es in den nächsten Wochen mit den Verantwortlichen einen
weiteren Vorort-Termin geben, damit diese Leistungen im Rahmen des Neubaus
berücksichtigt werden können.
Wird das Stadion nach der Modernisierung oberligatauglich sein?
Frank Neuhaus: Es ist nicht möglich, die örtlichen Gegebenheiten
insbesondere was die Anfahrt betrifft, grundsätzlich zu ändern. Daher werden
auch nach der Fertigstellung Hochsicherheitsspiele im Stadion der Freundschaft
ausgetragen. Aber der überwiegende Teil der Spiele wird dann in unserem Stadion
am Steg stattfinden.
Warum erfolgen die Arbeiten am geplanten Kunstrasen nicht parallel?
Frank Neuhaus: Weil dies zwei verschiedenen Themen bzw. Projekte sind.
Im Gegensatz zum Neubau des Mehrzweckgebäudes sind für die Modernisierung der
Plätze noch keine Bescheide des Landes Thüringen ergangen. Somit kann auch
nicht mit den Arbeiten begonnen werden. Ob, wenn der Bescheid da ist, parallel
gearbeitet werden kann, wird Gesprächsgegenstand bei den nächsten Terminen
sein.
Ein Ziel der neuen Vereinsführung war es, die Außendarstellung zu
verbessern. Ist das gelungen?
Frank Neuhaus: Ja, natürlich. Das wird schon an der Zahl und dem
Engagement unserer Sponsoren deutlich. Wir haben auch neue Partner gewinnen und
für die BSG begeistern können, die vorher im Fußball noch gar nicht aktiv
waren. Auch haben wir eine größere Zahl von Vereinen, die u.a. im
Nachwuchsbereich stärker mit uns zusammen arbeiten wollen.
Auch unsere Fans haben für durchweg positive Schlagzeilen gesorgt. Ich denke da
beispielsweise an das Spiel beim 1. FC Lok oder das Turnier in Kremmen. Die
Organisatoren des FC Kremmen waren so begeistert, dass wir schon heute die
Einladung für das nächste Turnier auf dem Tisch haben. Auch die Aufwärtsfahren
zu den Oberligaspielen verliefen ohne Probleme.
Der neue Vorstand ist seit fast zwei Jahren im Amt. In diesem Jahr steht im
Rahmen der Mitgliederversammlung die Neuwahl des Vorstandes an, stehen die
aktuellen Mitglieder wieder zur Wahl?
Frank Neuhaus: Im Moment sieht es so aus, dass alle vier derzeitigen
Mitglieder wieder antreten wollen.
Beim Antritt wollte Präsident Volker Fiedler das Amt nur mit der
vorgeschlagenen „Vorstandsmannschaft" übernehmen. In der Zwischenzeit sind zwei
Mitglieder nicht mehr im Vorstand aktiv und neue Mitglieder wurden kooptiert.
Sollte der Vorstand zukünftig breiter aufgestellt werden?
Frank Neuhaus: Ich würde mich freuen, wenn uns noch weitere Mitglieder
unterstützen. Aber die Funktion im Vorstand ist nicht nur mit viel Verantwortung
sondern auch einer großen Zeitinvestition verbunden. Somit ist es nicht ganz
einfach, Unterstützer zu finden. Aber wir haben dies erkannt und uns mit dem
gegründeten Beirat deutlich breiter aufgestellt. Darüber bin ich sehr froh,
gerade weil uns die Mitglieder mit viel Engagement unterstützen.
Im Nachwuchsbereich nimmt die Zusammenarbeit der Vereine weiter zu. Wird die
BSG Teil der SG Gera?
Frank Neuhaus: Grundsätzlich läuft die Zusammenarbeit im Nachwuchsbereich
hervorragend. Sowohl die Spielgemeinschaft mit dem Lusaner SC (C-Junioren) als
auch der OTG 1902 Gera (A-Junioren) ist ein Gewinn für alle Beteiligten. In der
Zwischenzeit sind weitere Vereine an uns herangetreten. Eine Spielgemeinschaft
ist auf maximal drei teilnehmende Vereine begrenzt. Daher ist es nicht ganz
einfach, alle Vorschläge unter einen Hut zu bekommen. Wir befinden uns in
intensiven Gesprächen und ich bin sicher, dass wir eine gute Lösung finden
werden.
Ein erklärtes Ziel war es ebenfalls die Zusammenarbeit mit dem JFC Gera zu
verbessern. Ist das gelungen?
Frank Neuhaus: Nein, das muss ich leider so sagen, dieses Ziel konnten
wir nicht erreichen. Uns ist es nicht gelungen, alle Beteiligten an einen Tisch
zu bekommen. Ich bedauere das sehr. Ich persönlich habe in diesem Zusammenhang
keine Vorurteile und hoffe weiter, dass sich das Verhältnis entkrampft.
Wie bewertest Du die aktuelle Zusammenarbeit der Vereine in Gera?
Frank Neuhaus: Die Zusammenarbeit der Vereine ist noch nie so gut
gewesen wie im letzten Jahr. Es ist beeindruckend, wie uns die Geraer
Fußballvereine vor dem Hintergrund des fehlenden Trainingsgeländers unterstützt
haben. Wir haben sogar in Aga, Falka und Köstritz trainiert. Das war und ist
sensationell. Hier gilt mein Dank allen Unterstützern.
Wie fällt Dein Fazit zur ersten Halbserie in der Oberliga aus?
Frank Neuhaus: Wir haben viel Lehrgeld gezahlt und zu viele Punkte kurz
vor Spielschluss verschenkt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich den
Qualitätssprung zwischen Thüringenliga und Oberliga unterschätzt habe. Uns war
zwar von Anfang an klar, dass wir um den Klassenerhalt kämpfen müssen,
allerdings dachte ich nicht, dass unser Punktabstand so groß ist. Zwei Spiele
haben mich persönlich enttäuscht. Das war die1:4 Niederlage in Barleben und das
0:4 gegen Sandersdorf. Das haben wir der Mannschaft auch so kommuniziert. Aber
grundsätzlich muss man der Mannschaft vor dem Hintergrund des kleinen Kaders,
der knappen Ressourcen und der schwierigen Situation in Bezug auf die
Trainingsbedingungen ein großes Kompliment für ihren Einsatz und die gezeigte
Leidenschaft machen.
Die Neuverpflichtungen des Sommers liefern immer wieder Anlass für
Diskussionen. Ein Spieler hat den Verein wieder verlassen, ein Weiterer spielt
unter Bewährung. Was ist schief gelaufen?
Frank Neuhaus: Wir haben uns einfach zu spät für die Oberliga
entschieden. Man muss frühzeitig anfangen die Mannschaft für die neue Saison
aufzubauen, das war uns nicht möglich. Wir haben das Problem aber erkannt und sind
auf der Suche nach einem sportlichen Leiter, der uns in diesen Belangen
unterstützt.
War ein Kandidat für den Posten des sportlichen Leiters als Zuschauer beim
Testspiel gegen den FC Thüringen Weida als Gast anwesend?
Frank Neuhaus: Da wir uns derzeit noch in Gesprächen befinden, will ich
das nicht kommentieren. Ich bitte um Verständnis.
Bei den Neuverpflichtungen im Winter gibt es teilweise gegenläufige
Informationen. Wer unterstützt die BSG in der 2. Halbserie?
Frank Neuhaus: Neben Torhüter Alexander Glaser (23) werden uns Raimison
Draiton Dos Santos (20), Pedro Henrique Belini Fagan (23) und Bruno Rodrigues
Costa (22) in der kommenden Saison unterstützen.
Lampros Gkouvas (26) will unbedingt bei der BSG bleiben. Er wird
voraussichtlich die 2. Mannschaft unterstützen. Bei Kay Weska haben wir den
Vertrag an die Leistungen angepasst. Somit starten wir mit vier Neuzugängen in
die Rückrunde.
Mit Andy Warning und Rico Heuschkel hat der Verein zwei wichtige Spieler
verloren bzw. ein mögliches Engagement ausgeschlagen. Warum?
Frank Neuhaus: Der Trainer trifft die sportliche Entscheidung und dies
gilt es letztendlich zu respektieren.
Macht der Verein erneut den Fehler, die Oberliga auf Biegen und Brechen
halten zu wollen?
Frank Neuhaus: Nein. Die drei Brasilianer passen ins finanzielle Gefüge
der BSG Wismut Gera. Alles andere wäre finanzielles Harakiri gewesen. Wir gehen
auch in dieser sportlich schwierigen Situation verantwortungsbewusst mit den
Ressourcen um und sichern so die Zukunft unserer BSG.
Das Verhältnis zwischen Fans und Vorstand war noch nie so entspannt. Was ist
das Geheimrezept?
Frank Neuhaus: Wir reden viel miteinander und respektieren die Ansichten
des Gegenübers. Nur so ist ein offener und ehrlicher Dialog möglich. Dabei
spielt Vertrauen eine große Rolle und das ist gegenseitig gegeben.
Was war Deine größte Enttäuschung in den letzten Monaten?
Frank Neuhaus: Ich bin enttäuscht, dass wir Udo Korn als Unterstützer
verloren haben. Wir sind uns keiner Schuld bewusst und sind immer auf ihn
zugegangen. Warum er auf uns so verärgert ist, können wir einfach nicht
verstehen. Egal was wir tun, manches scheint einfach immer falsch zu sein – das
gefällt mir nicht. Schließlich haben wir in einer sehr schwierigen Lage für die
BSG uns bereit erklärt, Verantwortung zu übernehmen. Der Verein braucht auch
heute eine breite Unterstützung.
Wenn eine Fee Dir drei Wünsche in Bezug auf die BSG Wismut Gera erfüllen
würde, was würdest Du Dir wünschen?
Frank Neuhaus: Mein erster Wunsch wäre eine vorzeitige Fertigstellung
des Stadions. Ich würde gern den Auftakt zur Oberliga 16/17 im Stadion am Steg
sehen. Weiterhin wünsche ich mir, dass wir unsere Mannschaften in der aktuellen
Zusammensetzung zusammenhalten können, dies sowohl im Männer- als auch im Nachwuchsbereich.
Das ist aufgrund der aktuellen Situation und des fehlenden zentralen
Anlaufpunktes nicht einfach. Mein letzter Wunsch wäre es weitere Sponsoren zu
gewinnen, die unsere BSG unterstützen.
Vielen Dank für das Gespräch!
(Das Interview führte Danny Neidel)
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