BSG Wismut Gera


Es ist wieder einmal das Jahr seiner persönlichen Jubiläen. Erst 55 Jahre Mitgliedschaft bei der BSG Wismut Gera, morgen der 65. Geburtstag, zu dem ihm die Geraer Fußball-Gemeinde über die Vereinsgrenzen hinaus gratuliert. Er schaut auf eine bewegte Fußballer- und Trainer-Laufbahn zurück. Höhepunkte hat er viele erlebt. Udo Korn schwärmt noch heute davon, bei seinem einzigen Abstecher aus Gera mit dem FC Carl Zeiss Jena im Oktober 1975 in beiden Spielen im Europapokal-Kader gegen Olympique Marseille gestanden zu haben, auch wenn er ohne Einsatz blieb. Stolz ist er auch auf seine elf Oberliga-Tore.

Neun der 17 Tore im Geraer Oberligajahr

Als Wismut Gera 1977/78 letztmals in der höchsten DDR-Spielklasse kickte, erzielte der 1,90 m-Hüne neun der nur insgesamt 17 Geraer Treffer und stand lange Zeit weit vorn in der Torschützenliste. Viel gegeben hat Udo Korn auch die überstandene Insolvenz vom Jahr 2003. "Unter schwierigsten Bedingungen und fast ohne finanzielle Mittel haben wir damals den Verein gerettet. Mit Hermann Just und Dietmar Kayser waren wir damals ein perfekt eingespieltes Trio", so Korn. "Für mich war er immer ein verlässlicher Partner in Sachen Disziplin, mannschaftlicher Geschlossenheit und Teamgeist. Wir haben uns immer wunderbar ergänzt", gab der langjährige Wismut-Chef Hermann Just die Komplimente zurück.

Als Spieler, Trainer und Funktionär hat Udo Korn seinen Verein geprägt. "Korn über Kimme und Korn" schrieb die Fußballwoche im Oktober 1970, nachdem Wismut Gera in der FDGB-Pokal-Hauptrunde Sachsenring Zwickau mit Nationaltorwart Jürgen Croy mit 2:1 aus dem Wettbewerb geworfen hatte. "Beinahe ein Doppelkorn" lautete die Überschrift im Sportecho sieben Jahre später nach der 2:4-Niederlage der Orange-Schwarzen daheim gegen Dynamo Dresden. Immer bezog man sich dabei auf Udo Korn, der auf eine mehr als 55-jährige Mitgliedschaft bei Wismut Gera zurück blicken kann. "Ich erinnere mich noch genau an das erste Training bei Kurt Golde. Da haben wir gleich das Sportabzeichen abgelegt", erzählt Udo Korn von jenem 18. April 1961. Später wurde er im Verein von Herbert "Assa" Petzold betreut, feierte seinen größten Erfolg im Nachwuchsbereich, als die Geraer Bezirksauswahl mit Torwart Ulrich Kühn und Olympiasieger Konrad Weise 1965 bei der 1. DDR-Spartakiade in Magdeburg Gold gewann.

Schnurstracks ging es für Udo Korn weiter. Von den Junioren führte sein Weg direkt in die erste Männer-Mannschaft. Am 9. November 1969 kam er als 18-Jähriger beim 3:0-Erfolg gegen Aktivist Kali Werra Tiefenort zu seinem ersten Einsatz in der Geraer Liga-Elf. Es folgten zwei Berufungen in die DDR-Nachwuchs-Auswahl und ein kurzer Abstecher zum FC Carl Zeiss Jena, für den er 1975/76 sieben Oberliga-Partien bestritt und zwei Mal ins Schwarze traf. An den zahlreichen Nationalspielern in Jena war für Udo Korn damals allerdings kein Vorbeikommen. Also kehrte er nach Gera zurück und schaffte mit den Orange-Schwarzen prompt den Aufstieg in die Oberliga. Mit einem 1:1 gegen Chemie Böhlen wurde im letzten Aufstiegsspiel der Sprung nach oben perfekt gemacht. In der Oberliga-Saison 1977/78 konnten aber auch neun Korn-Tore den sofortigen Abstieg mit lediglich sechs Punkten und ohne Heimerfolg nicht verhindern.

365 Pflichtspiele bestritt Udo Korn für die Geraer. 22 Oberliga-Partien für Wismut in der Saison 1977/78 und neun dabei erzielte Tore wird er nie vergessen. "Wir haben damals ja nur 17 Treffer erzielt. Da konnten sich meine neun schon sehen lassen, zumal ich lange in der Torschützenliste auf Tuchfühlung zu Top-Stürmern wie Achim Streich, Wolf-Rüdiger Netz oder Klaus Havenstein war", erinnert sich Udo Korn. Eine Rückenverletzung beendete seine aktive sportliche Laufbahn 1981. Doch ohne Wismut ging es nicht. Auch als Trainer blieb er seinem Verein treu, fungierte in den 1980er Jahren schon unter Hans Speth, Peter Ränke und Wolfgang Haustein als Assistent, half nach deren Entlassung aber auch als Chef aus. Insgesamt gut 30 Jahre als Trainer folgten, ehe er unter den Übungsleitern David Kwiatkowski und Rene Grüttner auch noch als Sportlicher Leiter fungierte. Unter dem neuen Vorstand mit Volker Fiedler zog sich Udo Korn aus dem Verein zurück, beobachtet das Geschehen bei der Wismut aber weiterhin mit Argusaugen aus dem Hintergrund.

"Angesichts der zahlreichen Neuzugänge gehört die Mannschaft in der Oberliga für mich unter die ersten Fünf. Erst in den letzten Partien konnte sie ihre Möglichkeiten andeuten. Die Oberliga ist aber unattraktiv. Will man in Gera im Fußball etwas bewegen, muss bei der derzeit recht ordentlichen wirtschaftlichen Situation im Verein schnellstmöglich der Aufstieg in die Regionalliga angepeilt werden", sagt Korn. Vielen Spielen hat er in dieser Saison nicht beigewohnt. "Immer wenn ich da war, haben sie verloren. Ich trau mich gar nicht mehr hin", sagt das Wismut-Urgestein.

Öfter als im Stadion findet man Udo Korn in einem Cafe in der Wiesestraße. Zwei bis dreimal in der Woche trifft er sich dort vormittags mit alten Recken wie Achim Posselt oder Klaus Memmler. "Da wird alles ausgewertet, was auf den Fußballplätzen in Deutschland so passiert, egal ob in der Bundesliga oder der Kreisoberliga. Wir sind über alles im Bilde. Natürlich werden auch alte Geschichten aus unserer aktiven Zeit aufgewärmt. Meine gesammelten alten Belege hat leider das Hochwasser 2013 komplett vernichtet", verrät Udo Korn, der im Cafe Kanzler einen Stammplatz hat. Ein Messingschild mit seinem Namen drauf prangt dort. Morgen an seinem 65. Geburtstag bleibt der Platz verwaist. Dann wird gefeiert.

Gera (OTZ/Jens Lohse)




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