BSG Wismut Gera
 Kein Platz für Träumerei  

In seiner ersten Trainer-Saison bei Wismut Gera landet der 34-jährige Carsten Hänsel mit seinem Team auf Rang vier.


Platz vier am letzten Spieltag der Fußball-Oberliga erobert – besser hätte die Saison nicht laufen können?
Das kann man so sagen. Vor einem Jahr haben wir zu dieser Zeit zusammengesessen und viel verändert. Auch im Umfeld haben wir viel in Bewegung gebracht. Anfängliche Probleme wie den sehr durchwachsenen Start ins Spieljahr mit dem Tiefpunkt Pokal-Aus in Weimar haben wir weggesteckt und uns mit verbesserten Leistungen Woche für Woche aus dem Tabellenkeller gekämpft. Unterm Strich ist Platz vier herausgekommen. Aber auch sonst kann der Verein zufrieden sein. Die zweite Mannschaft ist in die Kreisoberliga aufgestiegen. Die Basis für die Zukunft ist geschaffen.


Welcher Spieler hat Sie am meisten überzeugt im Saisonverlauf?
Da will ich niemanden hervorheben. Wir haben uns als Team sehr gut entwickelt. Dabei waren die Trainingsbedingungen gerade im Winter mehr als widrig. Wir haben uns teilweise im Park unter Laternenlicht vorbereitet. Die Spieler haben das alles aber ohne Murren hingenommen. Mancher hat so einen großen Leistungssprung vollzogen. Zuletzt zum Beispiel hat mir Raphael Börner sehr gut gefallen.


Welche Begegnung kam Ihren Ansprüchen vom Fußball am nächsten?
Das war das Heimspiel gegen Halberstadt - auch wenn wir da mit 0:1 verloren haben. Spielerisch haben wir da gegen den Tabellenzweiten überzeugt. Es gab aber einige Partien, die in Erinnerung bleiben. Der 3:2-Erfolg in Markranstädt nach einem 1:2-Rückstand war ganz wichtig. Auch den späten 2:1-Siegtreffer in Rudolstadt werde ich nicht so schnell vergessen. Es gab viele emotionale Momente.

Wie überzeugt waren Sie zu Saisonbeginn von den Fähigkeiten eines Dennis Blaser, der mit 15 Treffern Dritter der Torschützenliste geworden ist?
Ich wusste auf jeden Fall, warum wir ihn geholt haben. Für ihn war Gera eine Chance. Ich habe ihm das Vertrauen gegeben, dass er mit hundertprozentigem Einsatz zurückgezahlt hat. Wir mussten ihm aber ein bisschen Zeit geben. Wenn ich einen 20-Jährigen am 31. August verpflichte, dann kann er am 15. September noch nicht perfekt auf dem Platz funktionieren. Als er verstanden hat, dass er hier Fußball arbeiten muss, da kam auch der persönliche Erfolg. Von Treffer zu Treffer wuchs das Selbstvertrauen. Wenn er erfolgreich war, haben wir immer gewonnen.


Wenn Stanko Cvitkovic den Verein neben Pedro verlässt, dann dürften die bisher verpflichteten vier Neuzugänge nichts ausreichen.
Wir behalten die Augen auf. Wenn Stanko geht, dann ärgert mich das. Im Winter hätten wir auch andere Alternativen gehabt, einen Linksbeiner auf der linken Seite zu verpflichten. Sein Vertrag läuft eigentlich bis 2018. Ich bin etwas enttäuscht von ihm. Aber er will wohl zurück in die Heimat. Schade.

Wie schreitet die Heilung bei Chris Söllner voran?
Er und auch Santos hätten sicherlich nach ihren Langzeitverletzungen die letzten beiden Spieltagen schon wieder auflaufen können. Aber wir wollten dieses Risiko vermeiden. Am 23. Juni zum Trainingsauftakt stehen beide wieder auf dem Platz.

Ist Platz vier in der nächsten Saison noch zu toppen?
Wir können den vierten Rang gut einordnen. Kleinigkeiten haben manchmal über Sieg oder Niederlage entschieden. Wir werden uns nicht unnötig unter Druck setzen und sagen, dass wir nun Dritter werden müssen. Das wäre Träumerei. Um über mehr reden zu können, haben wir noch viel Arbeit vor uns. Wir wollen im Stadion am Steg stabil Oberliga spielen. Eigentlich waren wir doch in dieser Saison mit einem völlig umgekrempelten Team Aufsteiger. Und für Aufsteiger ist das zweite Spieljahr das schwerere.

Sabri Vaizov, der sich in der Rückrunde zwischen den Pfosten mit Alexander Just abwechselte, bleibt aber in Gera.
Ja. Er ist nur vor dem letzten Spieltag in seine Heimat gereist, um sich einer langwierigen Zahnbehandlung zu unterziehen. Das nimmt drei bis vier Wochen in Anspruch. Um möglichst wenig von der Vorbereitung zu verpassen, haben wir ihn vor dem letzten Spiel nach Hause geschickt. Sabri fühlt sich sehr wohl in Gera. Mit Alexander Just harmoniert er sehr gut. Beide profitieren davon. Auf unsere Torhüter war in der Rückrunde jedenfalls Verlass.


Pedro wechselt in die Regionalliga. Trauen Sie es ihm zu, sich in Neugersdorf durchzusetzen?
Ich wünsche es ihm. Er hat eine tolle Entwicklung vollzogen. Jetzt kommt für ihn der nächste Schritt. Er muss sich ausprobieren. Seine Leidenschaft und sein Herz für den Fußball sprechen dafür, dass er es schafft.

Wo trainieren Sie in der Vorbereitung?
Das ist noch nicht abschließend geklärt und entscheidet sich in Bälde. Vielleicht dürfen wir schon am Steg trainieren.

Werden alle Testspiele auswärts ausgetragen?
Ja. Gegen Drittligist FSV Zwickau sind wir aber am 30. Juni Gastgeber, tragen die Begegnung allerdings beim SV Elstertal Bad Köstritz aus. Das Stadion der Freundschaft ist zu dem Zeitpunkt gesperrt. Das ist auch für die Köstritzer eine attraktive Sache. Wir sind dort schnell auf offene Ohren gestoßen.

Wann wird das Stadion am Steg übergeben?
Offizieller Termin ist der 2. August. Es wird eine separate Eröffnungsfeier geben. Allerdings ist da noch nichts spruchreif.

Kader 2016/17: Stefan Raßmann 29 Spiele/2360 Minuten/0 Tore, Carsten Weis 28/2510/5, Florian Schubert 28/2343/2, Pedro Henrique Belini Fagan 28/2319/6, Frank Müller 27/2355/3, Andreas Luck 26/2317/3, Sebastian Dräger 26/2126/0, Dennis Blaser 25/1866/15, Alexander Just 23/2044/0, Max Gehrmann 23/1033/6, Phillip Roy 21/1464/0, Raphael Börner 18/702/1, Raimison Draiton dos Santos 15/1215/5, Chris Söllner 15/921/1, Dmitrij Puhan 14/748/0, Stanko Cvitkovic 13/1084/1, Steve Lippold 10/611/0, Sabri Vaizov 8/651/0, Nico Dambrowski 6/33/0, Marcel Hartmann 5/317/0, Amizu Salifou 2/15/0, Kai Vitzthum 1/9/0, Ringo Piertner 1/7/0.

Jens Lohse / 13.06.17
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