BSG Wismut Gera
 „Wir nehmen die Spieler in die Pflicht"

Mit diesem miserablen Saisonstart hatte wohl niemand gerechnet?
So war das nicht zu erwarten. 0:5 Tore und null Punkte klingen ziemlich dramatisch. Wir haben derzeit ein Ergebnisproblem. Die Punkte gegen Schott Jena und Halle fehlen. Aber wenn man es in beiden Begegnungen nicht schafft, die gegnerischen Torhüter zu einer Glanzparade zu zwingen, dann gewinnt man diese Spiele auch nicht.

Wismut-Trainer Carsten Hänsel

Ihr Trainer-Mentor Achim Steffens hat einmal gesagt, wenn man gewinnt, glauben die Spieler dem Trainer alles, wenn nicht, dann sieht das anders aus. Wie motivieren Sie Ihre Spieler nach vier Niederlagen ohne eigenen Treffer?
Mir war klar, dass Platz vier aus der Vorsaison kaum zu toppen sein wird. Wir hatten in der Rückrunde einen Lauf, haben Spiele wie in Rudolstadt oder gegen Merseburg ziemlich glücklich gewonnen. Diesmal haben wir bei Inter Leipzig nicht schlechter als in der Vorsaison gespielt, aber verloren. Jeder sieht, dass meine Mannschaft will. Wir erspielen uns Chancen, verwerten sie nicht, auch weil vor dem Tor der letzte Biss fehlt. Da muss man nicht immer bis zur Torlinie kombinieren. Wenn wir nur 90 Prozent unserer Trainingsleistung am Wochenende auf den Platz bringen würden, ständen wir anders da.

Einer von den Steffens-Sprüchen war auch: Mit jeder Niederlage rückt auch der nächste Sieg näher. ..
Unser Konzept ist auf junge Spieler ausgerichtet. Wir können keine Unsummen für Neuzugänge ausgeben. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir ziehen das jetzt durch - auch auf die Gefahr hin, dass wir noch zwei, drei Niederlagen kassieren. Oder aber wir schauen uns auf transfermarkt.de nach vereinslosen Spielern um und investieren viel Geld, dass uns dann an anderer Stelle nicht zur Verfügung steht. Wir gehen den ersten Weg, nehmen dabei die Spieler in die Pflicht. Ich hoffe, es klappt schon gegen Eilenburg mit dem ersten Dreier.

Haben Sie die Qualität der abgegebenen Stürmer Dennis Blaser und Max Gehrmann unterschätzt? Beide waren bei ihren neuen Vereinen in der Regionalliga schon erfolgreich.
Wir holen junge Spieler zu Wismut Gera und entwickeln sie weiter mit dem Risiko, dass sie uns nach einem Jahr verlassen. Alle Abgänge tun weh. Aber ich werde keinem Spieler Steine in den Weg legen, wenn er höherklassig einen Vertrag in Aussicht hat, zumal wenn für unseren Verein da finanziell noch etwas herausspringt. Das ist unsere Philosophie.

Wie sieht es um die Zukunft des Brasilianers Raimison Draiton dos Santos aus, der bisher in dieser Saison nur im Landespokal und in der Reserve zum Einsatz kam?
Momentan schlecht. Er braucht für seine Aufenthaltsgenehmigung Dokumente, die er aus Deutschland nur schwer besorgen kann. Deshalb reist er nächste Woche nach Brasilien, um sich die fehlenden Schriftstücke zu besorgen. Dann kommt er wieder. Kurzfristig kann er uns also nicht helfen.

Wann hat die Mannschaft nach der ordentlichen Vorbereitung das Toreschießen verlernt?
Das kann niemand beantworten. Wer sich täglich mit Fußball beschäftigt, weiß, dass es solche Phasen gibt. Ich erinnere an Dortmund in der letzten Saison unter Jürgen Klopp, als man plötzlich im Abstiegskampf steckte. Floskeln helfen nicht weiter. Wir trainieren sehr, sehr gut. Ich bin als Trainer recht entspannt, auch wenn ich nach jeder Niederlage schlechte Laune habe, die dann meine Familie ertragen muss. Es sind noch 26 Spiele zu absolvieren. Wir können viele Gegner dominieren. Was wir brauchen, ist ein Erfolgserlebnis, ein Knotenlöser.

Nun kommt ausgerechnet ihr Ex-Verein FC Eilenburg. Was verbindet Sie noch mit den Eilenburgern?
Viele schöne Erinnerungen. Trainer Nico Knaubel ist einer meiner wenigen echten Kumpel. Viele Spieler kenne ich noch aus dem Nachwuchs. Wir stehen vor einer schweren Aufgabe.

Was, wenn am Sonntag wieder verloren wird?
Dann geht es auch weiter. Wir müssen die Ruhe bewahren. Bisher unterstützen uns Zuschauer und Fans. Dafür ein Riesenkompliment. Am besten wäre aber, wenn wir gewinnen. Ich bin nach wie vor von der Qualität unseres Kaders überzeugt, auch wenn viele Spieler von ihrer Form des Vorjahres noch einiges entfernt sind. Unsere Leistungen sind in Ordnung, aber das reicht derzeit nicht.

Wer schießt das erste Wismut-Tor der Saison?
Das ist mir total egal. Es muss nur fallen. Torschütze muss nicht der Mittelstürmer sein. Es reicht ein Kopfball nach einem Standard, eine abgerutschte Flanke, die sich ins lange Eck senkt, oder ein zweimal abgefälschter 30-m-Schuss. Hauptsache der Ball geht endlich rein.

Jens Lohse / 16.09.17

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Anreas Luck im Testspiel gegen Eilenburg (28.01.2017)
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