Ein Verlierer steht schon fest |
Carsten
Hänsel bedauert, dass wohl nur wenige Jenaer ins Steigerwaldstadion |
Carsten
Hänsel hat schon einen Verlierer ausgemacht – den Amateurfußball. „Und in dem
Fall ist es die BSG Wismut Gera." Warum? Die Endspiele um die Landespokale
starten am Pfingstmontag zum dritten Mal als Finaltag der Amateure, so will es
der DFB. Zwar wolle er nicht kommentieren, was ein Teil der Jenaer Fans macht –
oder besser gesagt nicht macht, nämlich ins Steigerwaldstadion fahren, um den
FC Carl Zeiss anfeuern. Dafür treffen sich die Fans der Südkurve im Jenaer
Stadion, um das Spiel auf einer Leinwand zu verfolgen – aus Protest, dass der
Thüringer Fußball-Verband (TFV) für drei Jahre das Steigerwaldstadion als
Finalspielort festgelegt hat. Das alles zu beurteilen sei seine Sache nicht,
sagt Hänsel, „aber ich finde es schade, dass uns durch das Fernbleiben der
Jenaer einiges an Geld entgeht." Die Rechnung ist einfach. Der Thüringer
Fußballverband beansprucht 70 Prozent der Einnahmen, abzüglich der Kosten rund
um das Finale für sich, der Verlierer erhält 20 und der Sieger zehn Prozent.
„Wäre das Stadion mit einem großen Jenaer Fanaufgebot gut gefüllt, dann hätten
wir als Oberligist ein paar Euro mehr bekommen", sagt der 35-Jährige.
Wolfhardt Tomaschewski, der TFV-Präsident, verteidigte den Austragungsort Erfurt. „Wir haben die Lehren aus dem Finale von vor zwei Jahren in Jena gezogen, als nur 600 Erfurter ins Stadion durften." Das sei eine Katastrophe gewesen. Im Vorjahr hätte Nordhausen das Finale in Erfurt angenommen. „Wir wollten einfach sicher gehen, dass so viele Fans wie möglich das Finale verfolgen können – das ist im Steigerwaldstadion möglich." |
Die
Geraer lassen sich von den Nebengeräuschen rund um das Pokalfinale aber nicht
den Spaß am Finale, den Spaß am Fußball nehmen. „Für uns ist das Endspiel ein
Highlight. Die Mannschaft hat sich das Finale verdient. Die Vorfreude ist
groß."
Die Fans reisen mit einem Sonderzug nach Erfurt, der Verein hat einen Bus gechartert – 500 Stehplatztickets wurden im Vorverkauf im Stadion am Steg bereits verkauft. „Dass wir als Oberligist gegen den FC Carl Zeiss verlieren, ist das Normale. Jena hat als Aufsteiger eine super Saison gespielt", sagt Hänsel. Doch der Fußball sei eine der wenigen Sportarten, „wo es möglich ist, dass auch ein unterklassiger Verein einen Profiklub schlagen kann und den Pokal in die Höhe reckt." Hänsel erinnerte schon mal an das 7:5 nach Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen den FSV Wacker Nordhausen. „Ein Jahrhundertspiel für die BSG Wismut – darüber werden die Anhänger noch in zwanzig oder dreißig Jahren reden." Ob denn schon etwas geplant sei, für den Fall der Fälle, wird gefragt: „Wir sind die Amateure, wir sind die Meister der Improvisation." |
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