Sieger der Herzen mit großem Auftritt |
Wismut Gera mit Fans eindeutig Sieger des Pokalfinales |
Des einen Freud ist des anderen Leid. Keine Frage, dass der FC Carl Zeiss Jena den zehnten Pokalsieg auf Landesebene seiner Geschichte feiern darf, ist keine Überraschung. Die BSG Wismut Gera habe „tapfer Widerstand geleistet", wie FCC-Kapitän René Eckardt hinterher sagte, am Resultat aber gab es nichts zu deuteln. „Dieser Sieg war verdient", erklärte Geras Trainer Frank Müller. Enttäuscht sei er, zugegebenermaßen. „Denn wir hatten im Vorfeld ein paar Dinge angesprochen, die wir dann einfach nicht umgesetzt haben", sagt Müller. Er habe davor gewarnt, gegen Jena auf Abseits zu spielen, da der FC stets versuche, mit hohen Bällen hinter die Kette zu kommen. „Und genau das haben wir in der ersten halben Stunde falsch gemacht", sagt Müller. Und prompt hat das der Drittligist ausgenutzt: Timmy Thiele setzt sich über die linke Seite durch, überspielt zunächst Wismut-Keeper Alexander Just, hernach noch Abwehrspieler Philipp Katzenberger - um schlussendlich den Ball ins leere Tor zu schieben (13.). Der zweite Treffer folgt alsbald: Flanke von der rechten Seite von Jan Löhmannsröben, im Zentrum steht Thiele parat, hält den Schlappen hin: Tor, 2:0 (36.). Der Schütze selbst frohlockt eingedenk des neuerlichen Doppelpacks. Später im Spiel, als er ausgewechselt wird, gibt‘s Applaus und den Zusatz „Fußballgott" von den 507 Zeiss-Fans. Thiele, der jeden auf der Ersatzbank herzt, den Schlachtenbummlern winkt, will aber von Abschiedsstimmung nichts wissen: Nein, sagt er, „es war einfach ein schönes Gefühl, so gefeiert zu werden". Zu diesem Zeitpunkt steht es bereits 3:0. Diesen dritten Jenaer Treffer hat Thiele selbst noch vorbereitet, nach seinen Durchbruch über halbrechts klug nach innen geflankt, wo Maximilian Wolfram parat steht und den Ball mit dem Kopf versenkt (59.). |
Der Mann aus der eigenen Akademie schraubt nach 78 Minuten den Spielstand auf 4:0. Nach Steilpass ist er der erste am Ball, bringt das Leder mit einem satten Schuss im Tor der Wismut unter. Den Schlusspunkt setzt dann - natürlich - der Kapitän: René Eckardt schlenzt den Ball mit viel Gefühl über Just hinweg ins Geraer Gehäuse, 5:0 (85.). Ausgerechnet Eckardt setzt also die letzte Duftmarke der Saison - der Jenenser, das Urgestein. Besonders aber freue er sich auf die Rückfahrt nach Jena, gibt er danach zu. „Denn dort warten unsere Fans auf uns, die uns am morgen wirklich lautstark verabschiedet haben", sagt er. „Es war zu erwarten, dass das Steigerwaldstadion nicht gerammelt voll wird. Deswegen freuen wir uns darauf, dass uns in Jena mehr Leute erwarten, als hier im Stadion waren", sagt er. Dass man die Partie am Ende so deutlich für sich habe entscheiden können, sei vorab nicht klar gewesen. „Das war hier kein Spaziergang, da steckte ordentlich Arbeit dahinter. Man muss auch gegen Gera erst einmal in Führung gehen und konzentriert zu Ende spielen", sagt der Kapitän. Insofern sei man „voll zufrieden". Und: „Jetzt können wir feiern!" Allen voran Timmy Thiele, der zur großen Sandro-Wagner-Parodie ansetzt: „Ich fahre auch nicht mit zur WM nach Russland und habe deswegen aber nicht meine Medaille ins Publikum geworfen. Jogi Löw soll aber wissen: Mein Handy ist an", sagt er, lacht – und verschwindet zur großen Partyrückfahrt in den Mannschaftsbus. Die Geraer feiern auch - schließlich fährt man nicht alle Tage zum Pokalendspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena nach Erfurt. Erhobenen Hauptes dürfen sie ihre Silbermedaillen tragen. „Obwohl die Höhe des Ergebnisses bitte für uns ist", sagt Müller. Die Überraschung ist ausgeblieben. Zur Freude des FCC, zum Leid der BSG. Michael Ulbrich / OTZ / 22.05.2018 Foto: Danny Neidel noch mehr Bilder unter www.brennpunkt-orange.de |