„Ich bin eher zufällig nach Gera gekommen" |
65jähriger Matthias Blaseck erinnert sich an seine Zeiten bei den
Dresdner Dynamos und der Wismut in Gera |
Gemeinsam
mit seinen ehemaligen Mitstreitern Gerd Struppert und Heinz Zubek schaute sich
der 65-jährige Matthias Blaseck die Wismut-Partie gegen Dynamo Dresden an. Der
DDR-Oberliga-Spieler hat zu beiden Vereinen eine besondere Beziehung. Einst
lief er sowohl für die Gelb-Schwarzen als auch für die Orange-Schwarzen auf. In Großenhain geboren, wurde er über den FSV Lok Dresden bei den Junioren zu Dynamo delegiert. Noch als 19-Jähriger kam er bei den Dresdnern zu sechs Oberliga-Einsätzen und etablierte sich in diversen DDR-Junioren-Auswahlmannschaften. Doch auf Dauer war an den alten Strategen wie Klaus Sammer, Ede Geyer, Frank Ganzera und Hans-Jürgen Dörner kein Vorbeikommen, so dass Matthias Blaseck 1973 im Austausch gegen Peter Kotte zu Stahl Riesa wechselte. „Dort hatte ich meine beste Zeit und kam in vier Spielzeiten auf 66 Oberliga-Einsätze", erinnert sich der einstige Abwehrspieler. Als Riesa dann absteigen musste und Matthias Blaseck nach einer 1:2-Niederlage zu Saisonbeginn in Weimar aussortiert wurde, suchte er nach einer neuen Herausforderung. „Eher zufällig bin ich nach Gera zur Wismut gekommen. Im Oktober 1977 habe ich bei Trainer Dietmar Pohl vorgespielt, habe die Freigabe aus Riesa erhalten und stand Anfang November in Aue sofort auf dem Platz", erinnert sich der 65-Jährige. In Aue feierten die Geraer beim 2:1 ihren einzigen Saisonerfolg. Matthias Blaseck hielt die Abwehr als Libero zusammen. Doch den Abstieg konnte auch er nicht verhindern. Ihr bestes Rückrundenspiel boten die Orange-Schwarzen damals bei Dynamo Dresden. An Blasecks alter Wirkungsstätte unterlag Wismut vor 30 000 Zuschauern lediglich 1:2. |
„Immer wieder warfen sich Blaseck
und seine Vorderleute in die Angriffsaktionen der Dresdner", war damals in der
Fußballwoche zu lesen. Torwart Ullrich Kühn (Fuwo-Note 8) und Matthias Blaseck
(5) wurden besonders gelobt. Die Geraer Führung von Gerhard Hoppe (40.)
wandelten die Dynamos durch Treffer Gert Weber (43.) und Dieter Riedel (58)
noch in einen 2:1-Erfolg um. In der Folgesaison hätte sich Wismut trotz zwölf Abgängen fast wieder den Staffelsieg in der DDR-Liga-Staffel E geholt. Doch im entscheidenden Spiel bei Motor Suhl flogen Matthias Blaseck wegen Reklamierens und Udo Korn wegen einer Tätlichkeit gegen Schiedsrichter Habermann (Sömmerda) schon Mitte der ersten Halbzeit mit Rot vom Platz. Im damaligen Fernsehspiel vor 6100 Zuschauern zogen die Orange-Schwarzen dann 1:4 den Kürzeren. „Solche Spiele vergisst man sein ganzes Leben nicht", so Matthias Blaseck, der noch bis 1982 bei Wismut Gera blieb, ehe er für Rotation Blankenstein und Motor Zeulenroda die Schuhe schnürte und später bei Stahl Maxhütte das Traineramt übernahm. Nach der Wende lief er selbst noch einmal als Spieler und Trainer beim VfL 1990 Gera III auf, hatte mit dem einstigen DDR-Tennis-Meister Thomas Emmrich, Bahnradsport-Weltmeister Gerald Mortag und Box-Europameister Enrico Richter einige prominente Sportler um sich geschart. Mit 57 Jahren sagte er dem aktiven Fußball ade. Dem Sport blieb er nach wie vor verbunden. 2017 befuhr er mit dem Rad den Elbe-Radweg von Hamburg nach Dresden. Und jeden Montag schwitzt er mit seinen einstigen Wismut-Fußball-Kollegen in der Sauna und schwelgt in Erinnerungen. Jens Lohse / 02.07.18 Fotos: Danny Neidel Noch mehr Bilder unter www.brennpunkt-orange.de |