Nach zwei Toren noch zum Nachtdienst Wismut-Innenverteidiger Puhan im Interview |
Dmitrij
Puhan ist kein Torjäger. Nach 47 Spielen ohne Oberliga-Treffer schlug der
Innenverteidiger bei der Reserve von Wacker Nordhausen zweimal eiskalt zu. Der
24-Jährige war somit maßgeblich daran beteiligt, dass die Begegnung im Südharz
unentschieden ausging.
Konnten Sie am Freitag nach den beiden Toren gegen Wacker II ruhig schlafen? Die Frage stellte sich für mich gar nicht, weil ich noch zum Nachtdienst musste. Ich arbeite beiMeleghy Automotivein Gera als Instandhalter, bin gelernter Industriemechaniker. Ich bin zwei Stunden zu spät gekommen, was aber mit dem Chef abgesprochen war. Das Geld, das man zum Leben braucht, kommt in der Oberliga eben nicht vom Fußball. Nach einer längeren Verletzungspause am Ende der Hinrunde haben Sie etwas gebraucht, um wieder in Tritt zu kommen. Jetzt läuft es aber wieder. Schon vor der Verletzung hatte ich meine Einsatzzeiten bekommen. Die Meniskus-Operation hat mich dann zurückgeworfen. Man sagt, dass man die Zeit, die man verletzt war, auch braucht, um wieder richtig fit zu werden. Das war bei mir so. Durch die Verletzung von Robert Paul musste ich schneller wieder ran als gedacht. Das war für mich Gold wert. Trotzdem habe ich in Nordhausen etwas gebraucht, um in Tritt zu kommen. Ich war sehr nervös. Irgendwie habe ich die Verletzung noch im Kopf, scheue manchmal noch den letzten Einsatz, weil wieder etwas passieren könnte. Nach meinem ersten Treffer war ich dann aber drin in der Begegnung. Im Fanblock hängt immer mal ein Trikot von Ihnen. Wir kommt das dorthin? Mein bester Kumpel Dominik Gretscher ist in der Fanszene sehr aktiv. Irgendwann hat er im Fanshop Winkler ein Trikot mit der Nummer 19 und der Aufschrift Ultras Puhan anfertigen lassen. Das hängt seitdem immer mal wieder an der Bande. Ob es in Nordhausen auch dort hing, weiß ich gar nicht genau. Sie sind eines der wenigen Geraer Eigengewächse in der Mannschaft. Wie verlief Ihre fußballerische Entwicklung? Selbst habe
ich schon mit sechs, sieben Jahren beim Eurotrink Kickers FCL bei Michael Dietl
mit dem Fußball begonnen. Mit 14 oder 15 stand ich dann bei Wismut im Fanblock.
Das war alles sehr familiär. Ich habe mich heimisch gefühlt. Als dann bei
Wismut ein großer Umbruch kam, bin ich mit 18 Jahren gleich unter Trainer Udo
Korn gemeinsam mit Marcel Hartmann in die erste Männermannschaft gerutscht.
Seitdem habe ich schon viele Trainer kommen und gehen sehen – eigentlich schon
zu viele für die kurze Zeit. Auch nach dem Oberliga-Aufstieg habe ich immer
meine Einsätze bekommen. Jetzt sind schon 48 Spiele zusammengekommen. |
Was raten
Sie jungen Fußballern in Gera?
Sie sollen bei den Vertragsgesprächen zumindest zu Beginn der Laufbahn nicht so sehr aufs Geld schauen. Ich finde es schlimm, dass schon in der Kreisoberliga Geld gezahlt wird. Leidenschaft, Spaß und die persönliche Entwicklungschance sollten eine größere Rolle spielen. Da sind 100 Euro weniger manchmal mehr, wenn man selber vorwärts kommt. Und man soll immer zur Stange halten, auch wenn gerade als junger Spieler nicht alles gleich sofort glatt läuft. Dann muss man sich eben durchbeißen. Ist es angesichts der momentanen finanziellen Situation vom Verein richtig, sich in die Thüringenliga zurückzuziehen? In der Zeitung stand, dass sich der Vorstand noch bis Mitte Mai mit der Entscheidung beim Verband Zeit lässt. Es besteht also noch ein kleiner Funken Hoffnung, wenngleich die wahrscheinlichere Variante natürlich Thüringenliga heißt. Sportlich ist das sehr schade, weil die Partien bei Chemie Leipzig oder jetzt in Nordhausen echte Höhepunkte im Fußballerleben sind. Dann spielen wir wieder gegen die Teams, gegen die wir schon vor vier Jahren angetreten sind. Das ist sportlich wenig reizvoll, eine traurige Entwicklung, aber eben wahrscheinlich nicht zu ändern. Sie bleiben Wismut aber treu? Wenn das gehalten wird, was versprochen wurde, also das 60 Prozent der Spieler den Weg in die Thüringenliga mitgehen, dann bin ich auch dabei. Aber mal schauen, wie das wirklich wird. Viele Spieler halten sich noch alle Optionen offen. Jetzt folgt am Samstag um 14 Uhr gegen den FC Carl Zeiss Jena II das nächste Thüringenderby. Treffen Sie wieder doppelt? Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Erst einmal muss ich überhaupt spielen. Das hängt davon ab, ob Robert Paul wieder fit ist. Aber die Trainer stellen ohnehin von Spiel zu Spiel immer viel um, wobei wir uns am Gegner orientieren. Eine Pause käme mir aber gelegen, weil ich derzeit mit der Leiste und auch mit dem Knie ein paar Probleme habe. Deshalb wäre ein Platz auf der Bank für mich kein Problem. Aber auch als Einwechsler darf man ja Tore schießen. Interview: Jens Lohse / OTZ / 03.05.19 |