Matthias Kaiser spielte gegen
Frankreichs „Sportler des Jahres" Geraer Fußballgeschichte mit dem vierblättrigen Kleeblatt |
Sie waren in ihrer Zeit die
markantesten Spieler in ihren jeweiligen Mannschaften, waren Strategen,
Torjäger, Ideengeber und Spieler, an denen sich andere aufrichteten. Noch heute
schnalzen Fußballkenner mit der Zunge, hören sie die Namen der einstigen
Fußballgrößen Fritz Schattauer, Harald Krause, Udo Korn und Matthias Kaiser.
Alle vier haben eines gemeinsam: Sie spielten allesamt für die
Betriebssportgemeinschaft (BSG) Wismut Gera in der höchsten DDR-Spielklasse,
der Oberliga und traten auch eine Klasse darunter, in der Liga, für ihren
Verein über viele Jahre an den Ball. Der älteste in diesem außergewöhnlichen vierblättrigen Kleeblatt ist der heute 83-jährige Fritz Schattauer, geboren in Ostpreußen. Er begann seine Fußballer-Karriere mit zwölf Jahren in St. Egidien (Sachsen). Spätere Stationen waren die DDR-Liga-Vereine Chemie Glauchau (1956 – 1958) und von Dezember 1958 bis 1968 Wismut Gera. In dieser Zeit machte er unliebsam mit dem Wolfener Häser Bekanntschaft, der ein knallharter Gegenspieler war. Mit Wismut war der quirlige Angreifer 1966 unter Trainer Manfred Kaiser in die Oberliga aufgestiegen, was seine zwölfjährige aktive Zeit krönte. Für die Geraer bestritt Fritz 185 Spiele und schoss 38 Tore. Nach einer schweren Knieverletzung bereits im ersten Oberliga-Spiel musste er lange pausieren und kam in der Rückrunde noch auf insgesamt zwölf Oberliga-Einsätze mit einem Tor. Mehrfach wurde der Stürmer in Auswahlmannschaften wie die Südauswahl des Deutschen Fußball-Verbandes berufen. In der Saison 1964/65 wählte ihn das DDR-Fachblatt „Die Neue Fußballwoche" (fuwo) zum besten Rechtsaußen der Liga, Staffel Süd. Nach dem Abstieg aus der Oberliga absolvierte Schattauer in der Saison 1967/68 noch zwei Spiele und beendete danach seine Karriere im Leistungssport. Zwischenzeitlich hatte „Schatten" von 1971 bis 1974 an der DhfK Leipzig studiert und wurde erfolgreicher Trainer und Mitautor von Fußball-Fachlektüre. Als Trainer-Legende Manfred Kaiser nach den Aufstiegshelden 1966 von Wismut Gera in die Oberliga befragt wurde, fiel als erster Name der von Harald Krause. Der war ein Jahr zuvor als 24-Jähriger von der BSG Fortschritt Greiz nach Gera gewechselt und kam auf Anhieb auf 21 Liga-Einsätze. Wismut stieg auf und Krause war mit sieben Treffern maßgeblich beteiligt. Doch konnten sich die Geraer nur für eine Spielzeit halten, in der Krause 17 von 26 Oberliga-Punktspielen bestritt. Bis 1975 spielte der dribbelstarke Halbstürmer weiter für die BSG Wismut in der Liga. In den Spielzeiten 1967/68, 1969/70 und 1972/73 war er stets Stammspieler, denn bei 82 ausgetragenen Punktspielen kam er 74 Mal zum Einsatz. |
In seinen letzten beiden Serien,
in denen Wismut jeweils Staffelsieger wurde, aber zweimal den Oberligaaufstieg
verpasste, war Krause mit zehn bzw. einem Punktspieleinsatz nur noch
Ersatzspieler. Er kam auch nur in der Aufstiegsrunde 1974 zum Einsatz, als er
fünf von acht Begegnungen absolvierte.
Im Sommer 1975 beendete Krause 34-jährig nach 178 Punktspieleinsätzen
und 21 Toren seine Laufbahn als Leistungsfußballer. Zuvor war er noch
DDR-Studentenmeister mit der Ingenieurschule Senftenberg geworden. Eine
schmerzliche Erinnerung wird für den im nächsten Jahr 80 Jahre alt werdenden
einstigen exzellenten Techniker ein Joch- und Nasenbeinbruch bleiben, den ihm
Ede Geyer in einem Ligaspiel in Dresden zugefügt hatte.
Legendenstatus hat in Gera mittlerweile Udo Korn erreicht, der am Jahresende 69 Jahre alt wird. Mit neun Jahren wurde Korn in die Kindermannschaft von Wismut Gera aufgenommen. Er blieb zunächst bis zu seinem 23. Lebensjahr bei Wismut und spielte dort in der zweitklassigen Liga, wo er zwei Mal in Folge Staffelsieger mit Wismut wurde. 1975 im Sommer wechselte Korn zu Oberligist FC Carl Zeiss Jena, der einen Ersatz für Helmut Stein als Libero suchte. Seinen Oberligaeinstand feierte er im 27. August 1975 bei Jena gegen Karl-Marx-Stadt (5:0). Am 12. Spieltag bei Chemie Leipzig (2:1-Sieg) stand der Hüne als Mittelfeldspieler erstmals in der Anfangself. Nach dem einjährigen Intermezzo mit nur sieben Oberligaeinsätzen wurde Korn, der auch mal mit Böhlen oder Motor Zwickau liebäugelte, wieder nach Gera zurück geschickt. 1977 wurde Gera zum dritten Mal in Folge Staffelsieger, schaffte als Zweiter der Aufstiegsrunde diesmal die Qualifikation für das Oberhaus. Die Oberligasaison 1977/78 wurde für Wismut aber zum Desaster, mit nur einem Sieg in Aue, vier Remis bei 21 Niederlagen stieg man nach nur einem Jahr wieder ab. Korn begann die Saison als Libero, wurde aber vom 8. Spieltag an als Stürmer eingesetzt und erzielte in 22 Punktspielen neun der siebzehn Wismut-Tore. Nach der Hinrunde der Saison 1981/82 kam das Ende des typischen Ausputzers, der einst unnachahmlich über die Spielfelder gestiefelt war. In der Folge nahm der echte Gersche, der gern Grüne Klöße und Roulade isst, auf der Trainerbank Platz. 1. SV Gera und Gera Süd hießen die Vereine nun. Matthias Kaiser, Sohn des ersten „DDR-Fußballers des Jahres", Manfred, das jüngste Blatt im „Vierblättrigen", ging als Neunjähriger zu Wismut Gera. In der Saison 1976/77 gehörte er zur Liga-Elf, die nach mehreren Anläufen den Aufstieg in die Oberliga erreichte. Der nur 1,70 m große Kaiser spielte mit dem vorgenannten Krause und Korn sogar noch zusammen. Nur Kaiser und sein Mittelfeldpartner, Ex-Nationalspieler Harald Irmscher, Import aus Jena, bestritten alle 26 Punktspiele in der höchsten Spielklasse, wobei Kaiser ohne Torerfolg blieb und Wismut abstieg. Auch „Manni", wie er nur genannt wird, ging nach Jena, aber auch er kam nicht über die Rolle eines Ersatzspielers hinaus. Seine beste Saison beim FC Carl Zeiss hatte Kaiser 1981/82, in der er 18 Oberligaspiele absolvierte. Im Jahr 1982 bestritt der 27-Jährige sein denkwürdigstes Spiel. Jena traf im Europacup auf Girondins Bordeaux, das mit fünf WM-Spielern nach Jena kam. Darunter auch Frankreichs Sportler des Jahres, Alain Giresse. Kaiser hatte die große Ehre, gegen den WM-Vierten zu spielen, passte auch von der Größe und der Spielweise gut zu ihm. Nachdem er in der Folgesaison bis zum 11. Spieltag nur sechs Oberligaspiele bestritten hatte, wurde Kaiser zum Jahresende 1982 nach Gera zurück delegiert, wo er bis 1986 spielte. Da Bruder Michael in diesem Jahr einen Ausreiseantrag stellte, musste Manni dem Leistungssport adé sagen. Heute fährt der fast 65-Jährige noch viel Fahrrad, spielt Tennis, läuft Ski und schwimmt. Foto: Das „vierblättrige Kleeblatt" mit Matthias Kaiser, Fritz Schattauer, Harald Krause und Udo Korn (v.l.) hat Fußball-Geschichte in Gera Foto und Text: Manfred Malinka |