Unser Ziel ist die Oberliga
Wismut-Trainer Marcus Dörfer hofft auf eine nur kurz unterbrochene Saison. |
Die BSG Wismut Gera führt die Tabelle in der nach neun Spieltagen unterbrochenen Thüringenliga-Saison mit einem Punkt Vorsprung vor dem SV 09 Arnstadt an. Mit Trainer Marcus Dörfer sprach Jens Lohse über das bisherige Abschneiden. 23 von 27 möglichen Punkten, 33:12 Tore, einziges noch ungeschlagenes Team - die Fakten überzeugen. Sind Sie zufrieden mit dem ersten Saisonviertel? Das bin ich. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, was heißt, auch an den Tagen zu punkten oder möglichst zu gewinnen, an denen es nicht so gut läuft. Wenn man wie gegen Ehrenhain zu Pause mit 5:0 führt und dann noch ein 7:0 daraus macht, ist das nicht sonderlich schwer. Wenn der Gegner aber besonders aggressiv auftritt oder man sich vom Schiedsrichter benachteiligt fühlt, dann muss man da sein. Das ist uns bei Ohratal, bei Schott Jena, in Weimar oder daheim gegen Sondershausen gelungen. Es reicht nicht, nur attraktiven Offensivfußball zu spielen. Das hat die Mannschaft aus der Vorsaison gelernt. Im Meisterschaftsspiel in Schleiz hat Wismut 6:3 gewonnen und nach dem Pokal-Aus eine Woche zuvor Charakter bewiesen. Hat sich da eine neue Qualität gezeigt? Wir sind als gesamtes Team vorangekommen, genauso wie auch die einzelnen Spielerpersönlichkeiten sich entwickelt haben. Jeder hat erkannt, dass wir nur dann erfolgreich sein können, wenn sich jeder in die Mannschaft einbringt. Die Spieler haben die angebotenen vier Trainingseinheiten in der Woche angenommen. Auch das ist ein positives Zeichen. Jeder will besser werden, an seiner individuellen Qualität arbeiten. Der späte Siegtreffer bei Aufsteiger Ohratal hatte Signalwirkung. Da haben wir Mentalität bewiesen und ganz wichtige Punkte mit nach Gera genommen. Diese ositiv-Erfahrung hat uns auch in Schleiz geholfen. Arnstadt kristallisiert sich als schärfster Rivale heraus. Erwarten Sie einen Zweikampf um den Meistertitel? Ja, die Arnstädter hatte ich schon zu Saisonbeginn auf dem Zettel, als es um die Meisterschaftsfavoriten ging. Die Struktur des Kaders stimmt dort. Man holt nicht umsonst Martin Hauswald als Trainer. Anfangs dachte ich, die Spitzenspiele seien nicht entscheidend. Das könnte sich jetzt ändern, weil auch Arnstadt recht konstant agiert und kaum Punkte gegen vermeintliche Außenseiter abgibt. Wenn man im Flow ist, dann läuft es eben. Als Spitzenreiter gewinnen wir auch Partien, die wir als Tabellenvierter in der Vorsaison nicht gewonnen hätten. Da verinnerlicht sich eine gewisse Selbstverständlichkeit. Das geht Arnstadt auch so. |
Als Trainer haben
Sie mit der Mannschaft viel an der Defensive gearbeitet. Zwölf Gegentore
bedeuten noch keine bestandene Reifeprüfung, sind aber doch eine deutliche
Verbesserung im Vergleich zum letzten Jahr. Wie sehen Sie das? Für die Defensive haben wir viel getan. Wir arbeiten in dieser Hinsicht jetzt mehr als Team zusammen. Das liegt nicht nur an Neuzugang Andy Haupt, der der Abwehr natürlich auch viel Sicherheit gibt. Dadurch dass vieles besser funktioniert, geht damit auch eine gewisse Überzeugung einher. Das Gefühl ist ein besseres. Unsere Spielweise erfordert eine hochstehende Abwehr. Deshalb ist der Abstand zum eigenen Tor groß. Das ist gefährlich. Aber wir meistern diese Aufgabe immer besser. Vorn hat Wismut im Schnitt knapp vier Tore pro Spiel erzielt. Der Unterschied zur Vorsaison aber: Man ist schwerer ausrechenbar. Das stimmt. In engen Spielen ist Rico Heuschkel für uns natürlich enorm wichtig. Da hilft er uns brutal. Das hat er erst wieder in Schleiz bewiesen. Dabei geht es gar nicht unbedingt nur um seine Tore. Die Schleizer hatten einen enormen Respekt vor ihm, haben sich im Zentrum nur auf ihn konzentriert. Dadurch hatten Chris Söllner, Nick Poser und Florian Schubert auf den Flügeln viel mehr Platz. Insgesamt sind wir flexibler geworden, erzielten auch nach Eckbällen oder aus der Distanz Tore. Marcel Kießling hat gezeigt, dass er auch erfolgreich sein kann. Zudem haben wir immer einen Plan B parat. Wenn Rico Heuschkel einmal nicht zur Verfügung steht, wird es trotzdem schwer. Das war in Weimar oder auch beim Pokal-Aus in Schleiz so. Eigentlich hatten wir für diese Fälle Tim Urban aus Weida geholt, der die Mittelstürmerrolle auf eine andere Art ausfüllt. Leider hat er sich aber in einer der ersten Trainingseinheiten verletzt, musste operiert werden. Wenn er wieder zur Verfügung steht, werden wir die Spiele ohne Rico Heuschkel noch besser meistern. Bis dahin müssen wir gut planen. Das Pokal-Aus ist der einzige Fleck auf der bis dato sauberen orange-schwarzen Weste. Haben Sie den Pokal zugunsten der Meisterschaft geopfert? Auf keinen Fall wissentlich. Wir wären gern weitergekommen. Im Nachhinein sind die Punkte in der Meisterschaft aber wichtiger. Arnstadt hängt an uns dran. Wir dürfen uns keinen Ausrutscher erlauben, auch weil wir nicht wissen, wie lange die Saison andauert. Außerdem ist die Chance, das Pokalfinale zu erreichen, nicht so sehr groß. Selbst wenn man vorher daheim auf Jena oder Erfurt trifft, kann man wohl in dieser Saison das Zuschauer-Maximum ohnehin nicht ausreizen. Wann, denken Sie, wird die Meisterschaft fortgesetzt? Dass ist schwierig zu sagen. Ich hoffe es geht Anfang Dezember weiter. Das wären immerhin noch drei Begegnungen. Aber wir dürfen die Corona-Lage nicht unterschätzen. Wenn wir spielen, sollten auch die Gaststätten wieder offen sein. Das wäre sonst unfair. Spiele ohne Zuschauer und damit ohne Einnahmen sind für die Vereine ohnehin nur schwer zu stemmen. Wir müssen abwarten. Wie sieht Ihr bevorzugtes Meisterschaftsszenario aus? Der Thüringer Fußballverband muss sehr kreativ sein. Ich denke, wir spielen die Hinrunde zu Ende. Dann wird das Feld geteilt in eine Aufstiegsrunde mit acht und eine Abstiegsrunde mit zehn Mannschaften. Die Punkte aus der Hinrunde werden mitgenommen. Das wäre sportlich fair. Eventuell müsste es einen finanziellen Ausgleich für weniger Heimspiele geben. Wie haben Sie die Spieler in die Zwangspause geschickt? Jeder hat einen individuellen Trainingsplan erhalten, um sich körperlich fit zu halten. Unsere Fitness war in manchem engen Spiel ein großes Plus. Wir konnten immer noch eine Schippe drauflegen. Das war unsere große Stärke. Hält Wismut Gera am Ziel Oberliga-Aufstieg 2021 fest? Klar. Unser Ziel ist die Oberliga. Wenn das nicht so wäre, würden wir bisher nicht so auftrumpfen. Darum haben wir uns im Sommer nochmals verstärkt. Arnstadt schielt in die gleiche Richtung. Deshalb müssen wir abliefern. Je länger die Pause andauert, desto schwieriger ist es natürlich, schnell wieder in Tritt zu kommen. Interview: Jens Lohse / OTZ Foto: Danny Neidel |