In der Geschichte gekramt - In Manni Kaisers Fußstapfen
Aus Greiz kam Harald Krause einst zu den Geraer Wismut-Fußballern und schaffte mit ihnen 1966 gleich den Aufstieg in die Oberliga |
"Ich hoffe, Du kannst meine Dirigentenrolle auf dem grünen Rasen
fortführen!" Diese Worte standen auf der Weihnachtskarte 1965, die
Wismut-Trainer Manfred Kaiser dem damals 24-jährigen Harald Krause überbrachte.
Der Halbstürmer war im Sommer zuvor von der aufstrebenden Greizer
Fortschritt-Elf elsteraufwärts nach Gera gewechselt. "Heinz Ernst hat mich damals zur Wismut gelockt. Kurt Kosmanek war schon ein Jahr vor mir aus Greiz nach Gera gegangen und hatte als robuster Abwehrspieler ganz gut eingeschlagen. Ich bin ihm gefolgt", erinnert sich der heute 80 Jahre alte Harald Krause, der anfangs zweifelte, ob er den Sprung in die Stammelf schaffen würde. "Das war schon ein kleines Wunder", sagt er heute. Nachdem Heinz Ernst nach einem schwachen Saisonstart abgelöst wurde und der aus Aue zurückgekehrte Manfred Kaiser den Trainerposten übernahm, ging es aufwärts. "Er war mein bester Trainer, hat alles umgekrempelt und viel bewegt. Wir haben zweimal am Tag trainiert, uns nur noch mit dem Fußball beschäftigt. Das brachte schnell Erfolg", so Harald Krause, der als Halbstürmer und späterer Mittelfeldspieler in seinem ersten Geraer Jahr sieben Treffer zum Oberliga-Aufstieg beisteuerte. Den machte man am vorletzten Spieltag mit einem 2:0 bei der bis dahin zu Hause unbezwungenen Mannschaft von Aktivist Karl Marx Zwickau perfekt. 3000 Wismut-Anhänger hatten ihr Team begleitet. 6000 Zuschauer waren insgesamt vor Ort und sahen nach Toren von Fritz Schattauer und Peter Richter jubelnde Geraer, die sich nach dem Abpfiff kaum vor den den Platz stürmenden Fans retten konnten. Teilweise nur noch mit ihren Unterhosen bekleidet, schafften sie es in die Kabine. Gar 12000 Besucher wohnten dem 5:1-Kantersieg daheim zum Saisonabschluss im Stadion der Freundschaft gegen Fortschritt Weißenfels bei. "Wir waren eine eingeschworene Truppe. Routinier Dieter Fischer - immerhin vierfacher DDR-Nationalspieler und 1965 von Lok Leipzig wie ich nach Gera gestoßen - lud mich als ledigen Spieler oft zum Abendessen ein. Er hat mit mir im Mittelfeld gespielt", erinnert sich Harald Krause, der mit 21 Einsätzen und sieben Treffern wie Torhüter Dieter Kühne (29 Spiele), Gerd-Reiner Milek (18/0), Hans-Peter Fenk (19/1 Tor), Hans Mihalovics (29/0), Rudi Bätz (26/3), Kapitän Dieter Fischer (30/3), Fritz Schattauer (28/6), Hilmar Feetz (26/10), Peter Richter (20/7) und Otto Skrowny (25/10) zur Wismut-Stammelf im Aufstiegsspieljahr 1965/66 gehörte. Im Winter hatten die Geraer noch Michael Strempel vom SC Cottbus verpflichtet, der in zehn Rückrundenpartien zum Einsatz kam. Nach dem Aufstieg war die Euphorie bei den Anhängern groß. |
Auch einige internationale Begegnungen wurden im Rahmen der Vorbereitung
bestritten. So gewannen die Orange-Schwarzen gegen die Holländer vom MVV
Maastricht im Rahmen des Pressefests nach Toren von Dieter Fischer und Peter
Richter mit 2:1, verloren gegen die Polen aus Katowice mit 1:3.
In die Oberliga-Saison startete Wismut vielversprechend. Zum Auftakt trotzte man dem späteren DDR-Meister FC Karl-Marx-Stadt mit Dieter Erler, Eberhard Vogel und Achim Posselt in seinen Reihen ein torloses Remis ab, wobei Hilmar Feetz und Otto Skrowny vor der Pause sogar die Torlatte trafen. Nach einem 1:5-Debakel unter der Woche bei Vorwärts Berlin gelang anschließend beim 1:0 gegen Motor Zwickau der erste Heimerfolg. "Angesichts der Hitze Mitte August kann ich mich noch gut erinnern, wie sich Zwickaus Routinier Alois Glaubitz darüber beschwerte, dass ihn die Geraer Manndecker bis zum Wassereimer begleitet hätten", lacht Harald Krause. Ein 0:2 bei Hansa Rostock und ein 1:2 zu Hause in vorletzter Minute gegen den FC Carl Zeiss Jena leiteten den Wismut-Absturz in der Tabelle ein. Nach vier Einsätzen musste auch Harald Krause für den Rest der Hinrunde pausieren. Überhaupt war das Geraer Lazarett in dieser Saison stets gut gefüllt. Fritz Schattauer hatte sich gleich zum Auftakt gegen Karl-Marx-Stadt nach einer Viertelstunde am Knie verletzt, so dass er er erst im Frühjahr wieder zur Mannschaft stieß. Gerd-Rainer Milek fiel nach einem Muskelfaserriss im Herbst für den Rest der Saison aus. So brannte im Stadion der Freundschaft trotz Erfolgen bei Wismut Aue (1:0) und gegen Dynamo Dresden (3:0) schon zur Winterpause die Rote Laterne des Schlusslichts. Harald Krause kehrte erst wieder zu Beginn der Rückrunde aufs Feld zurück. Beim 3:4 gegen Vorwärts Berlin, beim 2:3 gegen Hansa Rostock und beim 1:1 beim FC Carl Zeiss Jena nach einer Ecke von Fritz Schattauer vor 14.000 Zuschauern im Ernst-Abbe-Sportfeld traf er ins Schwarze. In Jena glich er die vorherige Führung von Hans Meyer aus. Schon fünf Spieltage vor Schluss war der Geraer Abstieg besiegelt. Die Rückkehr ins Oberhaus des DDR-Fußballs war Harald Krause mit den Wismut-Kickern in den folgenden Jahren nicht mehr vergönnt. 1975 beendete er seine Laufbahn nach 178 Punktspielen und 21 Treffern. Bei BB Paitzdorf gehörte er noch viele Jahre zu den aktivsten Freizeitfußballern, lief auch für die Geraer Altliga-Vertretung auf. Mit heute 80 Jahren sind die Bälle etwas kleiner geworden, mit denen sich Harald Krause beschäftigt. Doch auch als Tennisspieler ist ihm der Ehrgeiz nicht abhandengekommen. Text und Bild: Jens Lohse |