BSG Wismut Gera
Im Interview: Wismut-Trainer Frank Müller

VORSCHAU THÜRINGENPOKAL Viertelfinale

(Interview von Frank Lohse / OTZ 17.11.2022) Frank Müller erklärt, warum er sich am Sonnabend im Pokalspiel gegen Wacker Nordhausen gute Chancen aufs Weiterkommen ausrechnet

BSG Wismut Gera gegen FSV Wacker 90 Nordhausen heißt eine der Viertelfinal-Paarungen des Thüringer Landespokals am Sonnabend um 13 Uhr im Stadion der Freundschaft. Vor der Partie unterhielt sich die OTZ in einem Zeitungsinterview mit Wismut-Trainer Frank Müller.


Wie stehen die Chancen für Ihre Mannschaft am Sonnabend?
Wir sind Thüringenliga-Spitzenreiter. Nordhausen spielt in der Oberliga gegen den Abstieg, hat sein letztes Heimspiel gegen Rudolstadt mit 0:1 verloren, zudem in keinem der sechs Auswärtsspiele gepunktet. Der Pokal hat zudem seine eigenen Gesetze. Wacker ist Favorit. Aber wenn wir an unsere Leistungsgrenzen gehen, dann ist alles möglich.


Ihr Team ist zuletzt in der Thüringenliga sehr souverän aufgetreten. Gegen Sondershausen gab es einen 7:0-Heimerfolg. Woran liegt das?
Als wir in die Saisonvorbereitung gegangen sind, haben wir eine neue Grundordnung erstellt. Das hat etwas gedauert. Aber jetzt kennt jeder genau seine Aufgaben. Die individuelle Klasse ist ohnehin vorhanden. Wir funktionieren als Mannschaft. Das Team ist das wichtigste. Das weiß jeder, muss sein Ego deshalb auch immer mal zurückstellen. Wir sind in uns gefestigt und nach den fünf Siegen hintereinander natürlich im Flow.


45 Tore nach zwölf Spielen - die Quote kann sich sehen lassen. Aber auch in der in den Vorjahren oft gescholtenen Defensive passt es. Wie ist das gelungen?
Wir arbeiten nach Prinzipien. Im Spiel nach vorn hat jeder seine individuelle Qualität, seine Freiräume. Das Spiel gegen den Ball ist hingegen ganz klar kommuniziert. Davon ist niemand befreit. Als ich hier angefangen habe, lagen da die größten Defizite. Darauf lag unser Fokus. Es klappt immer besser.


Sie haben als Spieler und Trainer schon viele Pokalschlachten geschlagen. Welches war Ihr größtes Pokalerlebnis?
Wenn wir mit dem ZFC Meuselwitz Jena oder Erfurt rausgeworfen haben, waren das immer schöne Erfolge. Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir aber das Pokalfinale 2011 gegen Heiligenstadt. Vor 3500 Zuschauern haben wir damals gegen tapfer kämpfende Gastgeber bis ins Elfmeterschießen gebraucht, um zu gewinnen. Natürlich werde ich auch die DFB-Pokalspiele mit Meuselwitz gegen den 1. FC Köln 2010 und Hertha BSC 2011 nicht vergessen, wo wir die Qualität der Bundesliga hautnah vor Augen geführt bekamen.


Auch mit Wismut Gera standen Sie 2018 im Pokalfinale. Auf dem Weg dahin wurde vor fünf Jahren Wacker Nordhausen aus dem Weg geräumt. Ein gutes Omen?
Ja, vielleicht. Damals war Wacker haushoher Favorit, hat als Regionalligist unter Profibedingungen gearbeitet. Die Mannschaft von damals hatte nichts mit der von heute zu tun. Ich war noch Spieler. 3:3 stand es nach Verlängerung. Wir waren lange in Unterzahl. Dann ging es ins Elfmeterschießen. Ich habe verwandelt, Florian Schubert übrigens auch. Carsten Weis hat dann für die Entscheidung gesorgt.


Im Wismut-Tor stand damals Sabri Vaizov. Der hütet jetzt den Nordhäuser Kasten. Freuen Sie sich auf das Wiedersehen?
Ja, ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm. Sabri Vaizov, der verrückte Bulgare, hatte eigentlich das Zeug zum Zweitliga-Keeper. Aber in manchen Dingen hat er in seiner Laufbahn eben zu emotional gehandelt. Er ist, wie er ist. Auch über seine Stärken und Schwächen wissen wir. Auf der Linie und in der Strafraumbeherrschung überzeugt er, hat aber einige Defizite beim Mitspielen.


Mit dem Finnen Martin Salin und Nick Poser sind vor der Saison zwei Wismut-Kicker nach Nordhausen gewechselt. Konnten Sie deren Weggang nachvollziehen?
Ich hatte mit beiden nur wenig zu tun. Nick Poser war verletzt, als ich an den Steg zurückgekehrt bin. Beide hatten sich für die Oberliga entschieden, haben auch schon Tore erzielt. Das interessiert mich aber nur bedingt. Wir konzentrieren uns auf uns.


Ist es ein Nachteil, aus Sicherheitsgründen ins Stadion der Freundschaft umziehen zu müssen?
Nein, das glaube ich nicht. Gegen Rot-Weiß Erfurt haben wir doch gezeigt, dass man auch dort gewinnen kann, wie auch schon 2017 gegen Wacker Nordhausen. Unsere Fans werden uns unterstützen. Ich hoffe auf einen guten Support und etwa 500 Zuschauer. Die Spieler sind heiß. Kapitän Stefan Schumann erlebt mit seinen 38 Jahren gerade seinen dritten Frühling auf dem Platz, will sich eine Woche später zudem zum Vereinsvizepräsidenten wählen lassen. Florian Schubert, Marcel Kießling, Max Zerrenner - sie alle wissen, worauf es am Sonnabend ankommt. Schade ist es um Maximilian Greif, für den nach einem Kreuzbandriss die Saison beendet ist. Auch er war auf einem guten Weg.


Ist das Pokalfinale ein Saisonziel?
Wir haben zumindest die Hoffnung, möglichst weit zu kommen. Mit sechs Siegen kann man im Landespokal einen Titel holen. Die Aussicht ist verlockend. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Wir denken von Runde zu Runde und konzentrieren uns jetzt erst einmal auf Wacker Nordhausen.