BSG Wismut Gera
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Männer NOFV-Oberliga Süd

FC Einheit Rudolstadt vs. BSG Wismut Gera
1 : 2

Raphael Börner lässt BSG Wismut Gera jubeln

Kurz vor Schluss macht der Einwechsler den überraschenden Geraer 2:1-Erfolg in Rudolstadt perfekt.

Rudolstadt. Ohne Frank Müller, Chris Söllner und Raimison Draiton dos Santos war die Erwartungshaltung für das Wismut-Gastspiel beim Zweiten eher gedämmt. Doch die Geraer boten eine insbesondere kämpferisch überzeugende Vorstellung und wurden dafür mit einem 2:1-Erfolg belohnt.

"Wir sind hier als glücklicher Sieger vom Platz gegangen. Für uns ist es sehr wichtig, auch mal solch ein Spiel zu gewinnen. Ich bin total stolz auf die Mannschaft und den Verein, auch wenn für uns am Ende ein Sonntagsschuss entschieden hat", urteilte Wismut-Trainer Carsten Hänsel. Nicht ganz so zufrieden war sein Gegenüber, der Rudolstädter Holger Jähnisch. "Uns war klar, dass wir das Spiel gestalten müssten und sich Gera weit zurückziehen würde. Bei beiden Toren haben wir uns durch böse Fehler selbst ins Knie geschossen und so trotz optischer Vorteile und besserer Chancen verloren. Die Partie war insgesamt ruppig und sehr zerfahren", meinte er und kritisierte die Schiedsrichterleistung. "Ich bin sonst keiner, der dem Referee die Schuld in die Schuhe schiebt. Aber heute fühlen wir uns klar benachteiligt", so Jähnisch, der in erster Linie die gelb-rote Karte für Benjamin Bahner in Frage stellte, nachdem der Leipziger Schiedsrichter Daniel Kressin zwei Minuten zuvor bei Geras Pedro beim gleichen Vergehen Gnade vor Recht hatte ergehen lassen.

Zunächst versuchten sich die Teams gegenseitig zu beeindrucken. Wismut-Kicker Florian Schubert prüfte per Volleyschuss den Rudolstädter Keeper Max Bresemann. Im Nachsetzen verzog Dennis Blaser (3.). Nur eine Minute später aber doch das 0:1, dass Florian Schubert nach einem leichten Ballverlust des Gastgebers am eigenen Strafraum erzielte (4.). Die Einheit-Elf antwortete mit wütenden Angriffen und war gerade bei Standards immens gefährlich. Nach einer Schneider-Ecke kam Marco Riemer zwischen zwei Geraern zum Kopfball, doch rettete Wismut-Torwart Alexander Just gedankenschnell (10.). Bei den nächsten beiden Rudolstädter Gelegenheiten bekam der Schlussmann Unterstützung von Feldspieler Stefan Raßmann, der gegen Benjamin Bahner und Jakob Schneider in kurzer Folge jeweils auf der Torlinie klärte (11.). Anschließend konnten die Geraer das Spiel etwas beruhigen. Vorn verzog Dennis Blaser nach schöner Einzelaktion. Auf der anderen Seite war Benjamin Bahner kaum zu stellen. Zunächst hatte Wismut Glück, dass nach einem Schneider-Freistoß und Alexander Justs einzigem Fehlgriff der Ex-Jenaer am zweiten Pfosten zu überrascht war, um einzunicken (32.). Dann wurde der Winkel zu spitz, nachdem Andreas Luck gepatzt hat und Benjamin Bahner den Gäste-Torwart schon überlaufen hatte (35.).

Nach Wiederbeginn dann der 1:1-Ausgleich. In zentraler Position hatte abermals Benjamin Bahner zuviel Platz und traf mit einem fulminanten 22 m-Schuss unhaltbar halbhoch ins linke Eck (52.). Die Geraer hatten in dieser Phase Schwierigkeiten, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Der Rudolstädter Druck wuchs. Glück hatte der Gastgeber, dass Dennis Blaser mit seinem 20 m-Knaller nach Ablage des Brasilianers Pedro nur den Innenpfosten traf (62.). Dennoch blieb die Einheit das spielbestimmende Team. Mit zwei Glanzparaden bewahrte Torwart Alexander Just seine Mannschaft vor einem Rückstand. Erst meisterte er den Scharfschuss von Lukasz Derbich nach einer Eckball-Kombination (69.), bevor er auch den Flugkopfball von Marco Riemer aus der linken unteren Ecke kratzte (73.). Die Rudolstädter Schlussoffensive stoppte dann der Referee mit seiner strittigen Ampelkarte gegen Benjamin Bahner (78.). Trotz Überzahl beschränkte sich Wismut darauf, das Remis über die Zeit zu bringen, ehe Einheit-Verteidiger Christoph Grabinski mit seinem Fehlpass den Geraer Siegtreffer einleitete. Der eingewechselte Raphael Börner fasste sich nach Zuspiel von Florian Schubert ein Herz und traf von der Strafraumgrenze genau ins Dreiangel – 1:2 (88.). Fünf Minuten Nachspielzeit überstanden die Gäste unbeschadet.

Jens Lohse / 13.03.17 OTZ
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So sah es der Gastgeber:

FC Einheit Rudolstadt mit unglücklicher Pleite

Die Rudolstädter verlieren ihr Heimspiel gegen die BSG Wismut Gera mit 1:2 (0:1)

Nach einem sehr intensiven Spiel mit sechs Verwarnungen und einer Ampelkarte für Rudolstadts Benjamin Bahner waren sich Carsten Hänsel, der Trainer von Wismut Gera, und Holger Jähnisch, der Coach des FC Einheit, in der Spielanalyse einig.

Der Sieg der Gäste sei ein glücklicher gewesen, so der Tenor. Hänsel sah sogar ein überragendes Thüringenderby, das ein Sonntagsschuss entschieden habe. Doch beide Tore für die Wismut wurden durch die ansonsten immer stabile Innendeckung der Hausherren unfreiwillig vorbereitet.

So schon nach vier Minuten, als Lukas Derbich im eigenen Strafraum das Leder verlor und Florian Schubert freie Bahn hatte. Sein Schrägschuss war für Max Bresemann nicht zu parieren. Es war die zweite torgefährliche Aktion der Geraer, die kurz zuvor durch Dennis Blaser mit einem Aufsetzer, den der FC-Keeper zur Ecke abwehrte, für Gefahr sorgten.

Der frühe Rückstand sorgte beim Gastgeber jedoch nicht für eine Schockstarre. Die Rudolstädter spielten nach vorn und hätten bereits in der Anfangsphase das 0:1 egalisieren können. Aber ein Heber von Marco Riemer (6.), ein weiterer Direktschuss des Mittelfeldspielers (10.) und auch die zwei nachfolgenden Möglichkeiten für Riemer (10.) und Bahner (11.), bei denen jeweils ein Geraer für den bereits geschlagenen Alexander Just auf der Linie rettete, brachten nichts Zählbares. Auch in der Folge entwickelte sich die Partie so, wie von Jähnisch zuvor erwartet: "Wir wussten, dass wir, auch aufgrund der Ausfälle bei der BSG, wohl das Spiel würden machen müssen", sagte er. Und das war auch so, wobei Gera mit Nadelstichen versuchte, die Platzelf zu ärgern. So beim Direktschuss von Blaser (30.) und beim Kopfball desselben Spielers nach einem Eckball (41.). Davor und dazwischen lagen allerdings Chancen von Riemer (24.) und zwei Mal Bahner (30., 34.).

Sieben Minuten nach Wiederbeginn wurde der FC Einheit Rudolstadt für ihren Angriffselan belohnt. Arne Reetz steckte auf Bahner durch und der traf aus 16 Metern in den Winkel. Nun wollten die Gastgeber noch mehr. Sie behielten weiter die Oberhand, wobei sich die Zahl der Torgelegenheiten zunächst jedoch in überschaubarem Rahmen hielt. Einzig Marco Pusch sorgte mit seinem Schuss, der den Just-Kasten verfehlte, für Unruhe bei den mit zahlreichen Fans angereisten Ostthüringern (59.). Wenig später war Rudolstadt im Glück, als die nicht geordnete FC-Deckung Balser zum Schuss kommen ließ. Doch der Pfosten hielt seinen Schuss auf (62.).

Danach zog der FC Einheit noch einmal an. Zunächst scheiterte Derbich am glänzenden reagierenden Just (69.), Nur 180 Sekunden später fand Riemer mit seinem Flugkopfball im Geraer Schlussmann erneut seinen Meister. Wenig später dann eine Szene, die Holger Jähnisch noch zur Pressekonferenz erzürnte. Bahner, bereits verwarnt, sah für ein Foul die Gelbe Karte (77.). Kurz zuvor beließ es der Leipziger Referee für den bereits verwarnten und erneuten foulenden Pedro Belini bei einer Ermahnung. "Leider wurden von Geraer Seite in einem ruppigen und zerpflückten Spiel permanent Karten gefordert, was aber vom Unparteiischen immer ignoriert wurde. Für mich hat der Schiedsrichter damit nur 20 Prozent seiner Aufgaben erfüllt", so ein ziemlich "angefressener" FC-Trainer.

Jähnisch wollte die Niederlage jedoch nicht an der Leistung des Referees festmachen. Seine Mannschaft habe selbst "Abwehrböcke" geschossen. Denn nach einem Fehlpass von Christoph Grabinski, der damit ausgerechnet an seinem 27. Geburtstag zum tragischen Helden wurde, wobei das Zuspiel von Derbich auf ihn auch nicht optimal war, kam das Leder schließlich zum eingewechselten Raphael Börner, der die Kugel aus halbrechter Position in die Maschen hämmerte (88.). Damit war die zweite Heimniederlage für die Einheit, die mit Rang vier immer noch einen Top-Platz innehat, perfekt.

Hartmut Gerlach / 13.03.17